Zeit: 23.01.2019, 19 Uhr
Ort: Radio F.R.E.I. (Gotthardtstraße 21, 99084 Erfurt)
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Am 25. Januar 2003 greift ein Neonazi in Erfurt den 48-jährigen Hartmut Balzke und einen jungen Punk brutal an. Beide erleiden schwere Kopfverletzungen. Hartmut Balzke stirbt an den Folgen zwei Tage später im Krankenhaus. Obwohl der Täter, der schnell ermittelt wird, wegen einschlägiger Delikte wie Körperverletzungen und dem Zeigen des Hitlergrußes, zur Tatzeit unter Bewährung steht, wird er nicht in Untersuchungshaft genommen .
Mehr als fünf Jahre vergehen bis die Hauptverhandlung am Landgericht Erfurt im März 2008 eröffnet wird. In der Pressemitteilung zur Urteilsverkündung im Juni 2008 sagt eine Sprecherin der Mobilen Opferberatung: „Hartmut Balzke und der überlebende Nebenkläger sind von der Thüringer Justiz wie Opfer zweiter Klasse behandelt worden. Viel zu lange schon werden in Thüringen das Ausmaß und die Folgen rechter Gewalt ignoriert und verharmlost und die Opfer damit alleine gelassen.“
Von staatlichen Stellen ist in Thüringen seit 1990 nur ein Todesopfer rechter Gewalt anerkannt. Hartmut Balzke zählt nicht dazu. Die Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt kritisieren die Bagatellisierung rechter Gewalt durch Polizei, Justiz und Politik in Deutschland und schätzen ein, dass es sich dabei längst nicht mehr um Einzelfälle, sondern um ein strukturelles Problem handelt.
Moderation: Heike Kleffner (Geschäftsführerin des Verbandes der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG). Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema.
Gesprächspartner*innen: Sebastian Scharmer, der das überlebende Opfer als Nebenklagevertreter im Prozess vertrat, Katharina König-Preuss, MdL der Landtagsfraktion der LINKEN und Mitglied im NSU-Untersuchungsausschuss des Thüringer Landtags und Christina Büttner von ezra, der Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt inThüringen in Trägerschaft der EKM.