Dienstag, 6.11.2018
14:00 – 16:30 Uhr Workshop UND
19:00 Uhr Vortrag
Ort: Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7, Erfurt
Ob in medialen Diskussionen, in Gesprächen, auf der Straße oder in der Bildungsarbeit – antisemitische und rassistische Äußerungen, Haltungen und Handlungen sind in den letzten Jahren wieder verstärkt sichtbar und spürbar geworden. Viele Menschen beschäftigt die Frage, wie sie darauf reagieren und damit umgehen können.
Infos zum Workshop (14:00 – 16:30 Uhr):
Der Workshop ist – nach Voranmeldung bei email hidden; JavaScript is required – offen für alle Interessierten.
Prof. Monique Eckmann und Dr. Gottfried Kößler arbeiten seit vielen Jahren praktisch und theoretisch zu diesen Themen und entwickeln Bildungs- und Interventionsansätze gegen Rassismus und Antisemitismus. Sie gehörten zu den ersten, die im deutschsprachigen Raum Bildungsarbeit zum Nationalsozialismus mit diskriminierungskritischen Ansätzen verbunden haben und aktiv die Fragen aufnahmen, die sich für die historische und politische Bildungsarbeit in der Migrationsgesellschaft stellen: Wie lassen sich in der Auseinandersetzung mit dieser im Kern deutschen Geschichte die vielfältigen Diskriminierungserfahrungen von Menschen unterschiedlicher Herkunft berücksichtigen, jenseits vordergründiger Analogien von Geschichte und Gegenwart? Wie kann ein pädagogisch sinnvoller Umgang mit antisemitischen und rassistischen Äußerungen oder anderen kritischen Vorfällen aussehen? Welcher Haltung bedarf es vonseiten der Bildner*innen?
Am 6. November bietet sich von 14 bis 16:30 Uhr die Gelegenheit, diese Fragen gemeinsam mit Monique Eckmann und Gottfried Kößler am Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz zu reflektieren. In dem Workshop werden die beiden vor allem mit Fallbeispielen aus der pädagogischen Praxis arbeiten und den Teilnehmenden Anstöße zur Reflexion der eigenen Praxis geben. Der Workshop bietet den in der Alltagspraxis oftmals seltenen Raum zur Reflexion und die Möglichkeit, dabei von der großen Erfahrung der beiden Referent*innen aus ihrer langjährigen Arbeit, für die sie international Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden haben, zu profitieren.
Monique Eckmanns Arbeitsschwerpunkte liegen in der Entwicklung von Bildungs- und Interventionsansätzen gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus. Außerdem befasst sie sich mit Identität und Erinnerung, Intergruppen-Beziehungen sowie Menschenrechtsbildung und Friedenserziehung. Von 2004 bis 2018 war sie Mitglied der Schweizer Delegation bei der IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance, ehemals ITF).
Gottfried Kößler arbeitet am Pädagogischen Zentrum des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Prozesse des Lernens von Zeitgeschichte in der Migrationsgesellschaft sowie die Verbindung historischen Lernens über Nationalsozialismus und Holocaust mit der Vermittlung demokratischer Werte und Spielregeln.
Infos zum Vortrag (19 Uhr):
Nicht erst seit 2015 wird im deutschsprachigen Raum über die Frage nachgedacht, welche Rolle die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in der Migrationsgesellschaft spielen kann und soll. Wie kann die selbstkritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus als wesentlicher Teil der deutschen Geschichte für Menschen anderer Herkunft geöffnet werden? Welchen Raum haben gegenwärtige Diskriminierungserfahrungen in dieser Auseinandersetzung? Wie lassen sie sich jenseits vordergründiger Analogien von Geschichte und Gegenwart angemessen berücksichtigen und für das historisch-politische Lernen produktiv machen? Welchen Gegenwartsbezug braucht historische Bildung angesichts zunehmend sichtbarer antisemitischer und rassistischer Haltungen und Handlungen?
Prof. Monique Eckmann beschäftigt sich seit vielen Jahren mit diesen Fragen und ist seit langem eine der international bekanntesten Stimmen in diesem Themenfeld. Sie diskutiert Rassismen und Antisemitismen nicht als abstrakte Phänomene, sondern geht aus von den erlebten Erfahrungen. Gesellschaft versteht sie als einen von Dominanzkultur geprägten Raum, in dem Menschen und Gruppen in sozialen Beziehungen (inter-)agieren und diese Dominanzkultur ganz konkret entweder als Privileg oder als Benachteiligung erfahren. Daraus ergibt sich eine Auseinandersetzung um Positionen, um Rechte und um Anerkennung zwischen verschiedenen Gruppen. In diesen Konflikten ist es für viele Menschen und Gruppen immer wieder verlockend, antisemitische und rassistische Stereotype heranzuziehen.
Demgegenüber sieht Monique Eckmann die Herausforderung für eine Bildungsarbeit in der Einwanderungsgesellschaft darin, die gemeinsame, aber aus unterschiedlichen Perspektiven erlebte Erfahrung von Rassismus und Antisemitismus herauszuarbeiten und zu berücksichtigen. So kann sie zu einer geteilten Erfahrung werden, das heißt, die Verständigung über die unterschiedlichen Erfahrungen wird möglich. Mit ihrem Ansatz leistet Monique Eckmann einen wichtigen Beitrag zur Reflexion und Entwicklung eines diskriminierungskritischen Gegenwartsbezugs ist als eine der Zukunftsaufgaben der historisch-politischen Bildungsarbeit zum Nationalsozialismus. Sie liefert damit wichtige Anregungen für in der Bildungsarbeit tätige Menschen und darüber hinaus für alle an der Zukunft der Erinnerungskultur zum Nationalsozialismus Interessierte.
Monique Eckmanns Arbeitsschwerpunkte liegen in der Entwicklung von Bildungs- und Interventionsansätzen gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus. Außerdem befasst sie sich mit Identität und Erinnerung, Intergruppen-Beziehungen sowie Menschenrechtsbildung und Friedenserziehung. Von 2004 bis 2018 war sie Mitglied der Schweizer Delegation bei der IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance, ehemals ITF).