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Zum Tag der Befreiung vom Faschismus und Ende des zweiten Weltkrieges wird wieder ein goldenes Band durch Erfurt geknüpft. Gegen das Vergessen, gegen rechte Gewalt und Hetze, Antisemitismus und Verschwörungserzählungen. Für eine solidarische Gesellschaft.
Mit goldenen Rettungsdecken und den Plakaten „GOLD STATT BRAUN!“ wird gemeinsam ein Zeichen gesetzt.
Ihr wollt mitmachen? Eure Orte oder Fenster mit goldenen Rettungsdecken schmücken und Erfurt zum Glänzen bringen? Euch solidarisieren und für ein vielfältiges, freiheitliches Kunst- und Kulturverständnis eintreten? Dann meldet euch bis zum 4. Mai an und schickt eine Mail mit dem Betreff „GOLD STATT BRAUN 2022“ an: Ständige Kulturvertretung (SKV) / kontakt [at] staendigekulturvertretung [punkt] de
Zudem freuen sich die Veranstalter*innen über Aktionen und Veranstaltungen, die im Zusammenhang mit GOLD STATT BRAUN auf die Beine gestellt werden.
Aus dem Aufruf:
GOLD STATT BRAUN
Noch immer gibt es in vielen Städten und Gemeinden sogenannte Spaziergänge und
Demonstrationen von Coronaleugner:innen und Gegner:innen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Ein Schulterschluss zwischen verschiedenen Akteur:innen vollzieht sich, rechte Gruppierungen und Parteien gewinnen in dieser Bewegung immer mehr an Einfluss. Antisemitismus, die Verharmlosung der Shoa und eine Gleichsetzung der aktuellen Situation mit der NS-Zeit sind in den neuen Protestbewegungen stark vertreten.
Diese Bewegung arbeitet mit den sich völkisch-nationalistisch positionierenden Parteien zusammen, welche bei den Bundestagswahlen im letzten Jahr in Thüringen und Sachsen die sehr viele Stimmen erlangten. Sie propagieren Rassismus, Nationalismus, Neoliberalismus und Ausgrenzung. Ihr Gesellschaftsbild ist der Gegenentwurf zu einer offenen, modernen Gesellschaft.
NIE WIEDER KRIEG
Nach dem 8. Mai 1945 hieß es – Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus! Mit dem Angriff der russischen Armee auf die Ukraine kommt nach 23 Jahren erneut der Krieg nach Europa zurück, mit vielen Toten und Geflüchteten. Während des Zweiten Weltkriegs befreite die 1. Ukrainische Front das Vernichtungslager Auschwitz, sie besiegte in Berlin die Deutschen und damit das Naziregime. In der 1. Ukrainischen Front kämpften Jüdinnen und Juden gemeinsam mit Menschen aus Russland, Belarus und der Ukraine. Auch litten sie gemeinsam in den deutschen Konzentrationslagern. Umso schrecklicher ist die Tatsache, dass mit Boris Romantschenko einer der letzten lebende ukrainische KZ-Überlebende von russischen Bomben getötet wurde. Unsere Forderung am 8. Mai muss deshalb erneut heißen – Die Waffen nieder! Krieg dem Kriege!
GEGEN DAS VERGESSEN
Am 9. Mai 1942, kurz nach der Wannseekonferenz, begann in Thüringen die Deportation von Jüdinnen und Juden. Für viele endete sie im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Die Erfurter Firma Topf und Söhne war es, die dortige Großkrematorien mit Öfen und Gaskammer-Lüftungstechnik zu „Todesfabriken“ ausrüstete. Wir gedenken an diesem 80. Jahrestag den ermordeten Jüdinnen und Juden und weisen auf die anhaltende antisemitische Einstellung von Teilen der Bevölkerung hin.
Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, heißt es in Thüringen GOLD STATT BRAUN.
Mit goldenen Rettungsdecken an zahlreichen Häuserfassaden, Läden, aus Fenstern von Wohnungen und Ateliers wird dies sichtbar werden. Die goldenen Rettungsdecken, vor fünf Jahren von dem Netzwerk DIE VIELEN eingeführt, bleiben ein verbindendes Element von Kulturinstitutionen und Aktiven der Kunst und Kultur. Als Symbol der Rettung Geflüchteter an den Küsten des Mittelmeeres prägten sie unser mediales Bewusstsein. Sie sind ein Zeichen für das Recht auf Asyl, für die Solidarität mit allen, die auf der Flucht sind. Sie stehen für das Streben nach einem glänzenden Leben für Alle. Unsere Aktion steht für ein vielfältiges, freiheitliches Kunst- und Kulturverständnis. Es steht für die Unabhängigkeit der Kultur. Es steht für eine gemeinschaftliche und solidarisierende Antwort aus der Kunst- und Kulturlandschaft auf Versuche rechter Gruppierungen und Parteien, Menschen auszugrenzen, Hass zu säen und Kultur zu beschneiden. Und es steht für das Erinnern, wie die im vergangenen Jahr gestorbene Shoa-Überlebende Esther Bejarano formulierte: „Dass Auschwitz nie wieder sei – und dieses Land sich ändern muss!“
Wir unterstützen weiterhin ihre Forderung, den 8. Mai als Feiertag zu begehen und werden
gemeinsam mit vielen Initiativen und Kultureinrichtungen bundesweit an diesem Tag daran
erinnern.
DIE VIELEN Erfurt, Kunsthaus Erfurt, Ständige Kulturvertretung Erfurt (SKV),
Hilge e.V., Galerie HAMMERSCHMIDT + GLADIGAU
Initiative GOLD STATT BRAUN GERA
Initiative GOLD STATT BRAUN JENA
Initiative GOLD STATT BRAUN WEIMAR